Nachdem ich 2009 mein Dokumentarfilmstudium an der State University New York in Buffalo beendet hatte, zog ich wieder nach China zurück. Zunächst arbeitete ich eineinhalb Jahre in Peking an einem Community Video Projekt, weshalb ich in ein Dorf im Norden Chinas zog. Während dieser Zeit lernte ich den Imker Lao Yu und seine Familie kennen.
In meiner Freizeit besuchte ich die Familie des Imkers sehr oft und wurde ihnen eine gute Freundin. Fasziniert von der engen Beziehung Lao Yu's zu seinen Bienen, begann ich sein Handwerk zu filmen und die Umweltbedrohungen zu erforschen, denen die Bienen ausgesetzt waren. Durch die Rückkehr von Lao Yus Sohn, Maofu, verschob sich mein Fokus auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn.
Während ich in ihrem Dorf lebte, wurde mir bewusst, dass es kaum mehr junge Menschen auf dem Land gibt. Die meisten von ihnen sind in die Städte gezogen, wo sie als Wanderarbeiter Geld verdienen oder Kantinen und Restaurants eröffnen. Traditionsgemäss übernehmen die jüngeren Generationen den Hof der Familie und versorgen ihre alternden Eltern. Heutzutage jedoch überlässt man den älteren Generationen das Hüten der Enkel, ihre eigene Versorgung sowie die des Hofs. Während die jüngeren Generationen darum kämpfen ihren eigenen Weg und ihre neue Identität zu finden, leben die älteren Generationen immer noch wie in alten Zeiten; Sie brauchen ihr Erspartes auf, um den Kindern beim Bau neuer Häuser zu helfen und um ihnen die Hochzeit zu finanzieren. Ich wollte verstehen, wie die Dynamik der Beziehungen in dieser Familie aussieht und wie ländliche Familien mit solchen sozialen Veränderungen umgehen.
Nachdem Maofu nach Hause zurückgekehrt war, zeigte er viel mehr Interesse an Verkauf und Marketing als an den Bienen. Lao Yu, der bereits in seinen Siebzigern ist, hatte Angst, seinem Sohn kein neues Haus bauen zu können. Er hoffte, Maofu eine Karriere als Imker zu ermöglichen und damit sein Einkommen zu sichern. Der Vater wie auch der Sohn sind von Existenzängsten geplagt und schaffen es nicht, miteinander zu kommunizieren. Beide wendeten sich öfter an mich und meine Kamera als zu einander.
Trotz der Spannungen zwischen Vater und Sohn hatte ich den Eindruck, dass diese begrenzte Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, sehr wertvoll war. Ich wollte die Art und Weise wie ihre zwei Welten aufeinandertrafen und manchmal auch kollabierten, einfangen. Ich hörte nicht auf nach der Liebe und Zärtlichkeit sowie nach Brücken zwischen den zwei Generationen, zu suchen.
The Beekeeper and his Son ist mein erster Film, den ich in China nach meinem Studium in den USA gemacht habe. Wie Maofu und viele andere junge Leute kämpfe auch ich um meine eigene Identität und um Kommunikation innerhalb meiner Familie. Obwohl auch meine Familie aus dem ländlichen China kommt, wo meine Grossmutter immer noch lebt, bin ich in der Stadt aufgewachsen. Auch ich erlebe die Spannungen zwischen ländlichen und städtischen Werten innerhalb meiner eigenen Familie. Die Realisierung dieses Filmes hat mir die Perspektiven beider Generationen näher gebracht und mich ebenso dazu motiviert, mich Fragen zu Beziehungen innerhalb meiner eigenen Familie zu stellen.